Die Schwangerschaft ist eine Zeit erhöhter Anfälligkeit für verschiedene Infektionen. Es ist jedoch wichtig, vor der Einnahme jeglicher Medikamente sicherzustellen, dass diese für das sich entwickelnde Kind unbedenklich sind. Bei Erkältungen oder Fieber greifen viele Menschen zu Medikamenten, die Ibuprofen enthalten. Doch ist die Einnahme von Ibuprofen während der Schwangerschaft sicher?
Was ist Ibuprofen?
Ibuprofen gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Es wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und fiebersenkend. Es wird in der Leber verstoffwechselt und über den Urin ausgeschieden. Der Wirkmechanismus von Ibuprofen beruht im Wesentlichen auf der Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase. Dieses Enzym ist verantwortlich für die Produktion von Prostaglandinen – Eiweissverbindungen, die bei der Entstehung von Entzündungen eine wichtige Rolle spielen. Eine der Funktionen der Prostaglandine besteht darin, die Durchlässigkeit der Blutgefässe an entzündeten Stellen zu erhöhen, was den weissen Blutkörperchen den Zugang zur betroffenen Stelle erleichtert. Durch die Hemmung der Cyclooxygenase verhindert Ibuprofen die Entzündungsreaktion und somit auch die typischen Symptome wie Fieber, Schwäche und Schmerzen. Bei Personen mit Überempfindlichkeit gegenüber NSAR oder bei einem aktiven Magengeschwür ist Ibuprofen kontraindiziert.
Ibuprofen in der Schwangerschaft – ist es erlaubt?
Tierversuche haben keine Hinweise darauf ergeben, dass Ibuprofen eine schädliche Wirkung auf den Fötus hat. Laut Empfehlungen sollte das Medikament jedoch im ersten Trimester nicht eingenommen werden, da es das Risiko einer Fehlgeburt in dieser frühen Phase erhöhen kann. Aufgrund fehlender umfassender Studien am Menschen wird im zweiten Trimester empfohlen, Ibuprofen nur dann zu verwenden, wenn es absolut notwendig ist. Bei Schmerzen sind Medikamente mit Paracetamol eine wesentlich sicherere Wahl in der Schwangerschaft.
Man sollte auch beachten, dass viele frei verkäufliche Erkältungs- und Grippemittel Pseudoephedrin enthalten – eine Substanz, die Schwangere vermeiden sollten. Generell gilt: Vor der Einnahme jeglicher Medikamente in der Schwangerschaft sollte man immer ärztlichen oder pharmazeutischen Rat einholen. Bei Erkältungssymptomen sollte man zunächst auf Hausmittel zur Linderung zurückgreifen.
Ibuprofen im dritten Trimester
Der kritischste Zeitraum für die Einnahme von Ibuprofen in der Schwangerschaft ist das dritte Trimester. In dieser Phase kann die Einnahme des Medikaments zu schwerwiegenden Komplikationen führen – insbesondere zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus (Botalli) im kindlichen Herzen. Prostaglandine spielen nämlich eine entscheidende Rolle bei der Offenhaltung dieses Gefässes. Wird deren Bildung durch Ibuprofen gehemmt und stehen somit nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung, kann sich der Ductus arteriosus verengen. Dies führt zu einer gestörten Funktion des kardiovaskulären Systems des Fötus, da das Blut nicht mehr den Lungenkreislauf umgehen kann. Eine mögliche Folge ist eine pulmonale Hypertonie, also ein erhöhter Blutdruck in der Lunge des ungeborenen Kindes.
Interessanterweise wird Ibuprofen nach der Geburt gezielt eingesetzt, um einen persistierenden Ductus arteriosus zu verschliessen, falls dieser sich nicht von selbst schliesst – in solchen Fällen kann das Medikament helfen, eine Operation zu verhindern.
Komplikationen durch Ibuprofen in der Schwangerschaft
Neben den Risiken im dritten Trimester gibt es auch Hinweise auf mögliche Komplikationen in den frühen Schwangerschaftswochen. Im ersten Trimester kann Ibuprofen das Risiko für Blutungen erhöhen. Ausserdem können NSAR den Blutfluss zur Plazenta verringern, die Nierenfunktion des Fötus beeinträchtigen sowie die Fruchtwassermenge reduzieren. Auch eine Verlängerung der Geburtsdauer ist möglich. Deshalb sollte Ibuprofen nur bei absoluter Notwendigkeit und nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.